Das Sakrament der Krankensalbung (Eucharistie der Heilung)
Das Sakrament der Krankensalbung, auch Soborowanie genannt, hat wie alle anderen Sakramente der Orthodoxen Kirche einen evangelischen Ursprung und wurde vom Herrn selbst eingesetzt. Im Evangelium des Markus, Kapitel 6, lesen wir:
„Und er rief die Zwölf zu sich und begann, sie jeweils zu zweit auszusenden, und gab ihnen Vollmacht über die unreinen Geister. […] Und sie trieben viele Dämonen aus und salbten viele Kranke mit Öl und heilten sie.“ (Mk 6,7.13)
Beim Apostel Jakobus finden wir eine noch konkretere Anweisung zum Inhalt des Sakraments:
„Ist jemand unter euch krank, so rufe er die Ältesten der Kirche zu sich, damit sie über ihn beten und ihn im Namen des Herrn mit Öl salben. Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden begangen hat, wird ihm vergeben werden.“ (Jak 5,14–15)
Aus den Worten des Apostels geht hervor, dass es um einen kranken Menschen geht, der Heilung von seelischen und körperlichen Leiden empfangen möchte. Es handelt sich nicht nur um ein Ritual, sondern um einen Aufruf zum Vertrauen auf die Barmherzigkeit Gottes – im Glauben an seinen gnädigen Willen.
Wie oft kann man das Sakrament der Krankensalbung empfangen?
Eine Antwort auf diese Frage finden wir im Bedienbuch des heiligen Metropoliten Petro Mohyla, wo es heißt, dass dieses Sakrament während einer Krankheit nur einmal empfangen werden soll. Wenn jemand in derselben Krankheit mehrmals das Sakrament sucht, kann das auf ein mangelndes Vertrauen zu Gott hinweisen.
Wir sollen nicht vergessen: Selbst Krankheiten werden vom Herrn zum Heil der Seele zugelassen – und nicht nur als körperliche Prüfung. Und der Herr – der wahre Arzt der Seelen und Leiber – weiß besser als wir, wann und welche Hilfe wir wirklich brauchen.
Dennoch empfangen alle, die mit Glauben, Demut und Vertrauen zu Gott an dieses Sakrament herantreten, geistlichen Nutzen.
Ort und Zeit der Spendung
Die Krankensalbung wird in erster Linie über kranke Menschen gespendet – in der Kirche, zu Hause oder im Krankenhaus.
Bis heute gibt es unter orthodoxen Theologen keine einheitliche Meinung darüber, ob das Sakrament auch über Gesunde gespendet werden darf. Die Praxis der allgemeinen Krankensalbung in der Großen Fastenzeit – und mancherorts auch in anderen Fastenzeiten – verbreitete sich in der Ukrainischen Kirche erst in den letzten Jahrzehnten.
Bereits im 10. Jahrhundert wird erwähnt, dass die Salbung nicht nur über Kranke, sondern auch über alle vollzogen wurde, die sich im selben Haus aufhielten. In einem griechischen Manuskript aus dem 11. Jahrhundert ist sogar die Segnung des Hauses selbst – der Räume, Türen, Wände – belegt, da die Krankheit auf alles in der Umgebung Einfluss nehme.
Die allgemeine Krankensalbung war auch in der griechischen Kirche bekannt und kam von dort nach Rus. Im 17. Jahrhundert wurde sie am Gründonnerstag und am Karsamstag vollzogen. Dabei wurden die Gläubigen nur einmal – am Ende der Feier – gesalbt.
Heute ist die Praxis häufiger Krankensalbung selbst ohne ersichtliche Krankheit weit verbreitet – mit der Begründung, dass wir alle „durch die Sünde krank“ seien. Das ist zwar richtig, dennoch soll die Umkehr und Veränderung des Lebens Priorität haben – nicht nur der rituelle Vollzug des Sakraments. Es braucht eine ernsthafte innere Arbeit.

